Immobilie ohne Eigenkapital finanzieren - Die Vollfinanzierung
Letztes Update: 21.06.2021
Ob beim Hauskauf oder zur Finanzierung von Neubauprojekten: Angesichts der auf dem Markt vorherrschenden Niedrigzinsen bieten viele Banken mittlerweile die Option zur Vollfinanzierung. In unserem Beitrag gehen wir dem Konzept „Immobile ohne Eigenkapital“ auf den Grund und erklären, welche Risiken Sie kennen sollten.
Vollfinanzierung: Das Wichtigste in Kürze
Den Traum vom Eigenheim in die Tat umzusetzen, ist für viele Menschen nicht nur ein kostspieliges, sondern auch ein langwieriges Unterfangen – insbesondere wenn es an Eigenkapital fehlt. Doch auch in diesem Fall gibt es eine Möglichkeit, das Projekt „Eigenheim“ zu realisieren: Gehen Bauherrn oder Immobilienerwerber den Weg der Vollfinanzierung, unterstützt die Bank bei der Finanzierung und übernimmt – je nach Vereinbarung – sämtliche Kosten. Unterschieden wird zwischen zwei Varianten:
Mit der 100-Prozent-Finanzierung wird der komplette Kaufpreis der Immobilie durch die Bank gedeckt. Die Kaufnebenkosten trägt der Käufer oder Bauherr selbst.
In Ausnahmefällen lassen sich über eine Vollfinanzierung zusätzlich auch die Nebenkosten abdecken – etwa Notarkosten und anfallende Gebühren für den Grundbucheintrag. Hierbei spricht man von der 110-Prozent-Finanzierung.
Tim Klamann von McMakler rät: „In einer Niedrigzinsphase kann eine Vollfinanzierung mitunter sinnvoller sein als eine Finanzierung mit Eigenkapitalanteil. Zumindest die Nebenkosten sollten Bauherrn oder Immobilienerwerber jedoch stets aus eigener Tasche zahlen. Wer eine 110-Prozent-Finanzierung anfragt, hat oft geringere Chancen auf einen Vertrag, da diese gegenüber der 100-Prozent-Finanzierung für Banken mit einem höheren Finanzierungsrisiko einhergeht.“
Was sind die Voraussetzungen für eine Vollfinanzierung?
Lange Zeit galt die Regel, dass für die Realisierung der eigenen vier Wände mindestens 20 Prozent des Kaufpreises selbst aufzubringen seien. Durch die aktuell niedrigen Bauzinsen sind jedoch inzwischen viele Banken bereit, einer 100-Prozent-Finanzierung zuzustimmen – unter den richtigen Voraussetzungen:
Vollfinanzierte Immobiliendarlehen gehen für Banken mit höheren Risiken einher, weshalb eine überdurchschnittlich gute Kreditwürdigkeit meist Grundvoraussetzung ist. Oftmals richten sich Banken nach der 40-Prozent-Regel. Diese besagt, dass die monatlichen Raten zur Ablösung des Kredits nicht mehr als 40 Prozent des Einkommens des Kreditnehmers ausmachen dürfen.
Neben einem einwandfreien Schufa-Score sollten Bauherren oder Immobilienerwerber ohne Eigenkapital außerdem ein sicheres Einkommen vorweisen.
Auch die Immobilie selbst kann für Banken ein Argument für oder gegen eine Finanzierung sein. Sind Standort und Zustand ausgesprochen gut, spricht dies sehr viel eher für eine Vollfinanzierung als ein Wohnobjekt in schlechter Lage, das zudem einer Modernisierung bedarf.
Vollfinanzierung: Was sind die Vor- und Nachteile?
Wer sein Traumobjekt gefunden hat und in Sachen Finanzen eine Vollfinanzierung in Erwägung zieht, sollte sämtliche Vor- und Nachteile vorab abwägen:
Vorteile
Steht kein Eigenkapital zur Verfügung, ist die Vollfinanzierung ein direkter Türöffner auf dem Weg ins Eigenheim. Bauherren oder Immobilienerwerber können Ihren Traum von den eigenen vier Wänden ohne Umwege umsetzen. Zudem gehen sie einer Doppelbelastung aus Ansparung von Eigenmitteln und Mietzahlungen aus dem Weg. Darüber hinaus kann sich eine Vollfinanzierung in Niedrigzinsphasen durchaus rentieren:
Tim Klamann von McMakler: „Sind die Guthabenzinsen gering, lässt sich spekulieren, inwieweit sich eine langjährige Ansparung von Eigenkapital gegenüber einer Vollfinanzierung lohnt. Bis zu dem Zeitpunkt, zu dem Eigenkapital angespart ist, haben sich die Zinsen für Baugeld mit hoher Wahrscheinlichkeit erhöht. Für einen Hauskauf oder -bau zahlen Interessierte dann mitunter einen höheren Zinssatz als sie es in einer Niedrigzinsphase für eine Vollfinanzierung täten.“
Nachteile
Eine Finanzierung ohne Eigenkapital ist mit Risiken verbunden. So verlangen Banken beispielsweise häufig hohe Tilgungsleistungen. Darüber hinaus dauert die Rückzahlung des Darlehens durch das höhere Kreditvolumen länger, als wenn eine Immobilie mit Eigenkapital erworben oder gebaut wird. Ist kein Eigenkapital vorhanden, fehlt es in der Regel an den wichtigen finanziellen Rücklagen für die Instandhaltung der Immobilie.
Immobilie ohne Eigenkapital – eine Alternative zum langjährigen Sparen
Die Vollfinanzierung öffnet eine zusätzliche Finanzierungsmöglichkeit für den Traum vom Eigenheim. Vor allem Menschen mit geringem Eigenkapital – zum Beispiel junge Familien und Alleinstehende – können das Konzept nutzen, um die eigenen vier Wände zu ermöglichen. Besonders in Niedrigzinsphasen kann eine Vollfinanzierung außerdem mehr lohnen als ein langjähriges Ansparen von Eigenkapital. Zu bedenken sind jedoch die anspruchsvollen Voraussetzungen, die Banken in der Regel stellen. Wer über einen Hauskauf oder -bau nachdenkt, für den gilt: ein gewisses Eigenkapital ist nach wie vor wünschenswert.
Sollte das notwendige Eigenkapital allerdings nur kurzfristig noch nicht vorhanden sein, da es noch in Form von Anlagevermögen und nicht in Form von liquiden Mitteln verfügbar ist, kann eine Zwischenfinanzierung in Frage kommen.
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